Gut Ding und die Weile - Dachsanierung Ostbahnhof Berlin abgeschlossen

Seit Herbst 2020 waren wir mit Planungs- sowie Koordinierungsleistungen der Dachsanierung - Bestandteil des 2.BA der übergeordneten und bereits seit 2010 stattfindenden standardgerechten Modernisierung des Ostbahnhofs, Berlins drittgrößtem Bahnhof mit täglich ca. 100.000 Reisenden und Besuchern - betraut. Mit dem Rückbau der Schutzbrücke am vergangenen Freitag ist unser Part nun abgeschlossen, die Modernisierung des Ostbahnhofs insgesamt soll es bis Ende 2026 sein.

Die nun fertiggestellten Sanierungsmaßnahmen umfassten die Erneuerung der gesamten Dacheindeckung der beiden Gleishallen - insgesamt ca. 20.000 m² Glas und Aluminiumtrapezbleche -, Oberlichter, horizontale und vertikale Zugbänder und Zugstangen der Rahmenbinder, Dachpfetten (waagerechte Träger der Dachkonstruktion), Fahrschienen und Abhänger für die Befahranlagen sowie die Erneuerung des Korrosionsschutzes und Ertüchtigung von Teilen der Bestandsstahlkonstruktion.

Neben der Ausführungs-, Werkstatt- und Montageplanung für die Ertüchtigung der Stahlkonstruktion sowie der Planung der Baubehelfe beinhalteten unsere Leistungen die baubegleitende Schadensbeurteilung und die Erarbeitung entsprechender Sanierungskonzepte.

Da alle Arbeiten unter laufendem Bahnbetrieb mit lediglich kurzen Sperrpausen ausgeführt werden mussten, war zur Durchführung der Dachsanierung neben einer Arbeits- und Schutzplattform in den Hallen über den Gleisen auch die Installation einer die beiden Gleishallen überspannenden Kranbrücke (Schutzbrücke) mit integriertem Hebezug notwendig. Die Arbeits- und Schutzplattform wurde bereits in den letzten Monaten rückgebaut. Der Rückbau der Schutzbrücke erfolgte während einer Sperrung der nördlichen Gleishalle vom 16.05. bis 18.05.2025.

Für die Detailnerds unter uns: Der Rückbau der Schutzbrücke dauerte vom 10. bis 17.05.2025. Nach Aushub der beiden Kragarme des Brückenträgers inkl. Katze und Fangkorb in den Tagen zuvor wurden am 16.05.2025 der ca. 55 t schwere und 80 m lange Hauptbrückenträger sowie die Stützen der Kranbrücke demontiert und aus 40 m Höhe ausgehoben (Tandemhub mit 2 Mobilkranen, 800t und 450t sowie mit zusätzlichem Mobilkran, 120t), in dieser Reihenfolge: Aushub der Pendelstütze auf der nördlichen Hallenseite - Aushub des Hauptträgers über der nördlichen Gleishalle - Aushub der Feststütze zwischen der nördlichen und südlichen Gleishalle.

Auf die Frage, was er am eindrücklichsten in den fast 5 Jahren Bearbeitungszeit fand und welche Erfahrungen für ihn am wertvollsten sind, antwortet unser zuständiger Projektingenieur Julian Schöne:
„Das Projekt hat sich aufgrund der Anforderungen an eine Sanierung „unter rollendem Rad“ durch eine hohe Dynamik und sehr vielfältige Aufgabenstellungen ausgezeichnet. Insbesondere die Herausforderungen und Überraschungen, die beim Bauen im Bestand einer teilweise knapp 100 Jahre alten Stahlkonstruktion mit bewegter Geschichte während der Ausführung immer wieder aufgetaucht sind, galt es innerhalb kürzester Zeit planerisch zu lösen. Ingenieurmäßiges Augenmaß, eine konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit der Projektbeteiligten sowie ein gesunder Pragmatismus waren hier der Schlüssel zum Erfolg. Belohnt wurde das durch die unmittelbare bauliche Umsetzung und das direkte Feedback vor Ort.“

Leistungen:

  • anteilige Genehmigungsplanung
  • Ausführungsplanung
  • baubegleitende Schadensbeurteilung und Erarbeitung Sanierungskonzept
  • Werkstatt- und Montageplanung
  • statische Betrachtung, Bewertung und Planung von Bauzuständen

Auftraggeber:  SEH Engineering GmbH
Bauherr:  DB InfraGO AG
Bearbeitungszeit:  09/2020 bis 05/2025