Lange Brücke, Potsdam

Im Zuge der verkehrlichen Neugestaltung der Potsdamer Mitte im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses wurde im Dezember 2005 in einem europaweiten VOF-Verfahren ein Wettbewerb für die Planung eines Brückenzuges durchgeführt. Der Brückenzug verbindet die Teltower Vorstadt und die historischen Mitte Potsdams, wobei er die Havelarme Alte Fahrt und Neue Fahrt unter Berücksichtigung der dazwischen liegenden Freundschaftsinsel quert. Verkehrsträger der Brücken sind eine zweigleisige Straßenbahn, Busse des öffentlichen Nahverkehrs in der Straßenbahntrasse sowie ein Geh- und ein Radweg. Darüber hinaus sollen sie im Bedarfsfall als Ausweichtrasse für den Straßenverkehr dienen. Der Brückenneubau entstand direkt neben einer Spannbetonbrücke, deren Schwingungsanfälligkeit bei der Planung und Ausführung besondere Beachtung fand. Weitere wesentliche Randbedingungen waren die Einhaltung des Schifffahrtprofils der Neuen Fahrt bei gleichzeitigem Absenken der jetzt vorhandenen Gradiente sowie erschwerte Gründungsverhältnisse.

Es wurden zwei Brückenbauwerke – das integrale Einfeldbauwerk über die Alte Fahrt sowie das integrale Dreifeldbauwerk über die Neue Fahrt – entworfen. Die Haupttragkonstruktion besteht aus rahmenartigen Konstruktionen, wobei die Rahmenecken zu Sprengwerken aufgelöst wurden, um damit die Momententragfähigkeit der Rahmenecken zu erhöhen und die Brücken sehr schlank gestalten zu können. Die Rahmenkonstruktionen sind in massive Widerlager bzw. Pfeiler mit Tiefgründungen eingespannt. Beide Brücken bestehen aus 7 rahmenartigen Hauptträgern, die in Längsrichtung spannen und mit den Querträgern einen Trägerrost bilden. Diese Konstruktionsprinzipien wurden gewählt, um eine äußerst schlanke Konstruktion zu entwerfen. Diese Schlankheit war bei der Brücke über die Neue Fahrt von Nöten, da die lichte Durchfahrtshöhe von 5,30 m bei gleichzeitiger Absenkung der Gradiente sicher zu stellen war. Bei der Brücke über die Alte Fahrt bot sich die integrale Lösung mit monolithischer Verbindung zwischen Überbau und Widerlager ebenfalls an, da ein Loslager mit Fahrbahn-übergangskonstruktion am Widerlager auf der Innenstadtseite nicht angeordnet werden konnte.

Die neue Brücke ist eine klassische Stadtbrücke, die einen repräsentativen Stadtzugang schafft. Ausgehend von dem Leitgedanken des „Sprungs über die Havel“ setzt sich die Brücke aus einem großen Bogen über die Neue Fahrt und drei sich proportional verkleinernden Bögen über die Alte Fahrt zusammen. Beide Bauwerke werden so thematisch zu einem Bauwerk zusammengezogen und reflektieren die Vorgängerbauten.

• Sonderpreis European Steel Bridges Award 2010
• Ingenieurbau-Preis 2010 (Auszeichnung zum Preis)
• Brandenburgischer Baukulturpreis 2011


Leistung

§§ 55, 64 HOAI, Lph 1-8; Fremdüberwachung Stahlbau

Beteiligte

Bauherr: 
Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH

Auftraggeber:
Sanierungsträger Potsdam 

Planungsauftrag nach Wettbewerbsgewinn mit vorgeschaltetem VOF-Verfahren, Vor-, Entwurfs-, Genehmigungs-, Ausführungs- und Ausschreibungsplanung, Vorbereitung Vergabe, Mitwirkung bei Vergabe, Bauoberleitung/Bauüberwachung, Fremdüberwachung Stahlbau:
ARGE Klähne & Bauchspieß GmbH/
Henry Ripke Architekten

Bauwerksdaten

Baujahr:
2006 - 2009

Baukosten:
Baukosten: 6,5 Mio. Euro netto

Länge Alte Fahrt: 70,00 m
Länge Neue Fahrt: 58,80 m
Breite: 15,50 m

Baustoffe
Überbau: S355 J2 G3
Fahrbahnplatte: C 35/45
Unterbauten: C 30/37

Baustahl: 460 t
Stahlbeton: 2.400 m³
Mikropfähle: 2.000 lfdm
Großbohrpfähle: 725 lfdm